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Die Film-Kritik vom 1999-03-04:
Der schmale Grat
The Thin Red Line
Kriegsdrama, USA 1998, 170 Minuten.
Regie: Terrence Malick Buch: Terrence Malick
Darsteller: Sean Penn (Sgt. Welsh), Adrien Brody (Cpl. Fife), Ben Chaplin
(Pvt. Bell), James Caviezel (Pvt. Witt), George Clooney (Capt. Bosche), John Cusack
(Capt.Gaff), Woody Harrelson (Sgt. Keck), Elias Koteas (Capt. Staros), Jared Leto (Second
Lt. Whyte), Dash Mihok (Pfc. Doll), Tim Blake Nelson (Pvt. Tills), Nick Nolte (Lt. Col.
Tall), u.a.
Zur Handlung:
Guadalcanal, eine Insel im Pazifikraum, ist im Kriegsjahr 1942 ein wichtiger
strategische Punkt f�r die Sicherung der Seewege in diesem Gebiet. Sowohl Japaner als
auch Amerikaner versuchen sie unter Ihre Kontrolle zu bringen. Im November dieses Jahres
befindet sich die Insel in japanischer Hand. Von hier aus k�nnen ankommende
Flottenverb�nde aus der Luft angegriffen werden.
Zu diesem Zeitpunkt landet ein Trupp US-Soldaten an der K�ste und versucht in den
folgenden Tagen und Wochen, das Dschungelparadies zu erobern. Hierbei ist besonders ein
H�gel im Insel-Inneren von Bedeutung, auf dem sich die japanischen Soldaten
verschanzt haben. Ist er erstmal von den Amerikanern eingenommen, ist der Krieg schon so
gut wie gewonnen, zumindest wird den Soldaten das Glauben gemacht. Wir begleiten nun
diesen Trupp bei seinem blutreichen Kampf um diesen Flecken Erde. Obwohl die Aufgabe
einfach klingt, den H�gel zu besetzen, zieht sich der Einsatz �ber lange Zeit hin und
ist von gro�en Verlusten auf beiden Seiten gepr�gt. Hierbei gibt es nicht nur die
handfesten Konflikte, sondern wir erfahren auch etwas �ber die innere Zerrissenheit der
Protagonisten, die durch assoziative Wortwerdung Ihrer Gedanken, die wir aus dem Off
h�ren, Ihre pers�nlichen Schlachtfelder f�r uns sichtbar werden lassen.
Meine Meinung:
Knapp drei Stunden dauert dieser Film. In den ersten 60 Minuten passiert fast
nichts, was zur Story beitr�gt. Zun�chst wird versucht, uns eine Identifikationsfigur
n�her zu bringen, Soldat Witt. Wir sehen Ihn, wie er als Desaster in einem Dorf mit
einheimischen Insulaner ein nahezu unbeschwertes Leben f�hrt. Hier wird besonderen Wert
auf die Darstellung der Sch�nheit und der Unschuld der Insel gelegt. Das im Film immer
wieder auftauchende Bild des Sonnenlichts, da� durch das Dschungeldach f�llt, wird hier
eingef�hrt. Die inneren Monologe, die im Film von mehreren Personen gef�hrt werden, sind
eher unzusammenh�ngend und tragen zur Verwirrung bei.
Schon nach kurzer Zeit wird sich diese Verwirrung steigern. Unsere Identifikationsperson
verschwiendet im Hintergrund, und st�ndig tauchen neue, bekannte Gesichter auf, um
ebenfalls kurz danach in den Hintergrund zu treten. Die Konfusion und die Sinnlosigkeit
des Krieges werden hier unterschwellig auf das Publikum �bertragen, und da� ohne
aufgesetzt oder �bertrieben zu wirken. Gelungen!
Ein zweites Gef�hl vermittelt der Film auf ungew�hnliche Art: Schmerz. Wie auch immer
ein Einsatz ausgeht - es gibt nur Verlierer. In Rollen mit wechselnder Besetzung verlieren
die Einen ihr Leben und da� ihrer Kameraden, und die Anderen ihre Ideale, ihre Sinnsuche,
ihre Realit�t. Grausamkeit zeigen viele Kriegsfilme, aber nur selten passiert das auf
eine Art, die keinerlei Raum f�r Patriotismus l��t.
Der Film ist Lang, aber nicht Langweilig. Das Tempo wechselt h�ufig, und es ist oft
schwer, dem Film zu folgen. Doch es lohnt sich auf jeden Fall. Der Film hat an sich fast
keine Handlung, versteht aber ein Gef�hl im Zuschauer zu erzeugen, da� auch nach dem
Kinobesuch noch zum Nachdenken anregt. Kein Popcorn-Kino, kein Film f�r Action-Fans,
schwer, aber sehr sehenswert.
PS
Diesen Film mu� man nicht im Original sehen, da die meisten
Schauspieler mit starkem Akzent reden, und man durch die st�ndigen Explosionen und die
schwer nachvollziehbaren inneren Monologe eh nur wenig versteht.
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